Von Dr. Anke Rees
Teufelsbrück ist seit dem 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel. Ursprünglich war der Ort eine sumpfige Gegend, durch die zwei Flüsschen führten - die Flottbek, die inzwischen unterirdisch verläuft, und der Quellentaler Bach, der damals wasserreich war. Über beide gab es Brücken, die oft überschwemmt wurden. Dass sie nie lange hielten, führte zur Legendenbildung und zum Namen des Ortes. Erst als 1697 eine Wassermühle ihren Betrieb aufnahm, entwickelte sich das Umfeld. Zwei kleine Werften, eine Bäckerei und eine Brauerei siedelten sich an. Das Café „Zum Bäcker“ und der Ausschank der „Export-Brauerei Teufelsbrücke AG“ zogen mit ihren Terrassen viel Publikum an. Beide existieren nicht mehr. Der Yachthafen mit dem Fähranleger hat sich aus der kleinen Mole entwickelt, die 1889 angelegt wurde.
Die ursprüngliche Ortsbezeichnung lautete „Auf der Brücke“. Über die Bäche, die in der Niederung in die Elbe mündeten, führten zwei Brücken. Da sie bei Flut und starkem Regen überspült wurden, mussten sie oft erneuert werden. 1684 wird in einer Reparatur-Rechnung zum ersten Mal eine „Teufelsbrücke“ erwähnt. Wie der Name entstand, ist unklar. Wahrscheinlich hat er sich aus der niederdeutschen Bezeichnung für eine doppelte Brücke abgeleitet: Die „dövelte“ Brücke wurde im Sprachgebrauch zur „Düvelsbrück“. Der Legende nach hielt die Brücke erst, nachdem es einen Pakt mit dem Teufel gegeben hat: Dieser versprach, dass das Bauwerk nie mehr wegbrechen würde, wenn er als Gegenleistung die Seele des ersten lebendigen Wesens bekäme, das es nach der Erneuerung betreten würde. Bei der Eröffnungsfeier huschte ein Kaninchen vor den Menschen über die Brücke, woraufhin Luzifer wütend in der Elbe verschwunden sein soll. Sechs Teufelsstatuen hat es bisher gegeben, die auf Grund von Vandalismus oder Diebstahl ersetzt werden mussten. Die aktuelle hat Bert-Ulrich Beppler aus Elbsandstein gefertigt. Sie steht seit dem Jahr 2000 an ihrem Platz und zeigt einen Teufel, der darüber nachdenkt, wie ihm das mit dem Kaninchen passieren konnte.
1697 siedelten sich die ersten Bewohner in Teufelsbrück an: Aucke Baues und Baucke Hyddes, zwei Ostfriesen, hatten vom dänischen König die Konzession für eine wasserbetriebene Ölmühle erhalten. Sie errichteten sie am Ausgang des Quellentaler Teichs. Lange blieben die beiden Männer nicht, denn sie wollten auch anderswo Mühlen bauen, um sie gewinnbringend zu verkaufen. Ihre Anteile übergaben sie 1703 Hinrich van der Smissen, einem Kaufmann aus Altona. Wenige Jahre später wurde auch direkt am Elbufer gebaut. Der Hofbesitzer Peter Behrmann hatte sich 1707 getrennt von seinem Land „zwischen denen sogenannten beeden Teuffelsbrücken belegen, zur Erbauung eines Hauses erb- und eigenthümlich, solange der Wind wehet und der Hahn krähet und die Welt stehet.“
Ausgestattet mit einer Konzession für eine „Braustätte mit Krug“ ließ sich 1716 Peter Nagel in Teufelsbrück im Bereich der heutigen Elbchaussee 300 bis 318 nieder. Er errichtete, etwas höher als das Straßenniveau, eine Brauerei mit einer Gastwirtschaft und legte davor eine Lindenterrasse mit Elbblick an. Sein Ausschank und das Café „Zum Bäcker“ machten Teufelsbrück zu einem beliebten Ausflugsziel. Ab 1885 übernahm die Familie Ross das Unternehmen und baute es zur „Export-Brauerei Teufelsbrücke AG“ aus. Diese Brauerei ist die älteste Hamburgs und seiner Umgebung gewesen und eine der ältesten in Norddeutschland. 1919 wurde sie an die benachbarte Elbschlossbrauerei verkauft, die sich weiter westlich befand. Das Brauereigebäude wurde abgerissen. An seiner Stelle befindet sich seit 1969 ein Parkhaus. Das Haupthaus im Stil der Gründerzeit wich 1972 einem neuen Wohn- und Gewerbeensemble.
Im Mündungsgebiet der Flottbek gab es Mitte des 17. Jahrhunderts einen Naturhafen. Als Caspar Voght seine „ornamented farm“ anlegte, wollte er große Mengen Dünger für seine Ackerflächen haben. Er vereinbarte mit Hamburg und Altona, die Hinterlassenschaften der Menschen und der Arbeitspferde von den Straßen absammeln zu dürfen. Bis zu vier Ewer brachten täglich diesen „Haus- und Gassendünger“. Zudem lieferten Kähne Kies und Steine an. Mit zunehmendem Schiffsverkehr siedelten sich zwei kleine Werften an, eine davon die Heitmannsche im Bereich der heutigen Elbchaussee 302. Es gab Wohnhäuser, Werkschuppen und eine Helling, einen schräg abfallenden Werftplatz am Ufer. 1889 wurde eine Hafenanlage errichtet. Sie entwickelte sich in den 1930er Jahren zur Anlegestelle für Sportbootfahrer: Erst wurde der Segelclub Unterelbe (SCU) gegründet, dann bekam der ehemalige Tischler Robert Krümmel vom Hafenamt Altona die Genehmigung zur Bootsvermietung und Bootslagerung. Inzwischen ist die „Robert Krümmel Gedächtnisstiftung“ für den Hafen zuständig.
Ein Stück weiter stadteinwärts, auf der linken Seite der Chaussee, befand sich das Café „Zum Bäcker“. Es war von drei Seiten vom Jenischpark umgeben. Nach vorn, von der großen Terrasse aus, hatte man einen freien Blick auf die Flanierenden und die Elbe. Das Café, das sich immer mehr zum Restaurant entwickelte, wurde 1771 von Christian Soltau, einem Müller, gegründet. Sein Haupterwerb war jedoch die Bäckerei, an die das Gasthaus angeschlossen war. Seine Firma galt als eine Institution und war 150 Jahre lang in Familienbesitz. Im Frühjahr 1943 wurden das Haus und die Terrasse bei Bombenangriffen zerstört. Heute erinnert nur noch der geschwungene Pfad, der durch den Park dorthin verlief, an diesen Ort und seinen Begründer – er heißt „Bäckerweg“.
Noch ein Stück weiter stadteinwärts, hinter der Holztwiete, befand sich in den Jahrzehnten nach 1797 eine weitere Attraktion, die zahlreiche Ausflügler anlockte: die parkartig angelegte Baumschule von James Booth (1772-1814). Caspar Voght hatte den schottischen Forstexperten auf einer Reise kennengelernt und ihn überzeugt, nach Flottbek zu kommen, um seine „ornamented farm“ anzulegen. James Booth gestaltete nicht nur die gesamte Anlage für den Baron, sondern baute auch eine eigene Baumschule auf. Auf 30 Hektar Land und in 17 Gewächshäusern züchtete er Nadel- und Laubbäume, Koniferen und Stauden. Eine Besonderheit waren seine exotischen Pflanzen wie Ginkgos und Orchideen, die er aus Amerika und Asien importierte. Aus seinem Betrieb stammten die 400.000 ersten Nadelbäume, die im Gebiet des späteren Bahrenfelder Volksparks angepflanzt wurden. Er bestückte nicht nur die Parks und Gärten der Region, sondern belieferte unter anderem Fürst Pückler für seine Parkanlage Muskau. 1882 übernahm Carl Ansorge, ein ehemaliger Obergärtner von James Booth, die Baumschule.
Entdecke die Geschichte Ottensens auf den 11 Informationstafeln rund um den Altonaer Bahnhof.
Das Stadtteilarchiv Ottensen ist Forschungsstelle, Geschichtswerkstatt und Archiv zur Geschichte und Gegenwart von Altona und Ottensen in Hamburg.